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Russlands Flucht nach vorn

Kaum war Putin von einem Treffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, auf dem ihn alle seine Partner zur Deeskalation aufriefen, zurückgekehrt, beschloss er eine fast vollständige Mobilisierung seiner Bevölkerung, der er versprochen hatte, dies nicht zu tun.

Er dehnte den Kriegsschauplatz auf die NATO-Länder aus und begann, alle Brücken zum Westen abzubrechen, indem er die Nord-Stream-Pipelines sabotieren ließ – ein wahrscheinlicher Auftakt für weitere kriegerische Aktionen auf europäischem Boden.

Die überstürzte Ankündigung der Annexion von vier halb besetzten und noch nicht vollständig eroberten ukrainischen Regionen – ein Novum in der Geschichte – stellte eine weitere Eskalation dieser illegalen Aggression dar, die erneut vom UN-Generalsekretär verurteilt wurde. In Kürze wird dies auch von einer großen Mehrheit der Mitglieder der Generalversammlung verurteilt werden. Diese Sequenz führte zu einer erbärmlichen Inszenierung, die Anlass zu einer wahnwitzigen Rede gab, in der der wahre Feind des Landes, der Westen, hervorgehoben wurde.

Die nuklearen Drohungen schließlich überzeugten auch die größten Skeptiker davon, dass es derzeit keine Möglichkeit für Gespräche gibt, die Frieden bringen könnten.

Diese gefährliche Flucht nach vorn trägt dazu bei, die Europäer und den Westen zusammenzuschweißen. Sie werden nicht zulassen, dass auf dem Kontinent, der so viele Konflikte erlebt hat, gewaltsam an den Grenzen gerüttelt wird. Sie können weder die Schrecken einer schlecht geführten Armee, noch die wiederholten und unverschämten Lügen eines bedrohten Diktators und natürlich auch nicht die nukleare Erpressung akzeptieren.

Als ob er seine eigenen Lügen, die von der Realität abgekoppelt sind, glauben würde, beharrt er auf seinen Fehlern, sei es im Felde, wo sich seine Armee immer weiter zurückziehen muss, in internationalen Gremien, wo er nur noch von einem kleinen Club von Schurkenstaaten unterstützt wird, oder in der öffentlichen Meinung, die seinen Angriffskrieg nicht akzeptiert.

Mit seinem Angriff auf die Ukraine hat Putin genau das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte: die Niederlage seiner Truppen, die Stärkung der NATO, das Erwachen des Westens und der Europäischen Union, die Ächtung eines gedemütigten Russlands als Nation, Wirtschaftssanktionen, die es um 30 Jahre zurückwerfen werden, die Stärkung der Charta der Vereinten Nationen und die Erinnerung an die Universalität der Prinzipien, die in ihr festgelegt sind und die er anprangert. Selbst der Papst fordert ihn zum Rückzug auf.

Putin ist somit der eifrigste Förderer einer europäischen Einheit, die immer noch langsam formalisiert wird, und einer westlichen Solidarität, die allzu oft unterschätzt wird. Nun gilt es, sie zu nutzen, um ihn davon abzuhalten, diesen Weg weiter zu beschreiten, der zunächst für sein Land und ihn selbst tödlich, aber für Europa und die Welt gefährlich ist.

Um die von ihm angedrohte Apokalypse abzuwenden und das Irreparable zu verhindern, ist es – leider – dringend notwendig, den Ton zu verschärfen und ihn davon zu überzeugen, dass wir auf jede weitere Eskalation mit Kraft reagieren werden.
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