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9. Mai: Mit Blick in die Zukunft

Mit dem Blick in die Zukunft entdeckt man den Weg! Für die europäischen Nationen ist dies die Lehre aus 72 Jahren Integration.

Den Frieden wieder herzustellen und die durch Diktaturen und Krieg zerstörten Gesellschaften wieder aufzubauen, waren die Aufgaben der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese Aufgaben wurden durch das europäische Projekt erfüllt.

Es ist richtig und legitim, dem damals unwahrscheinlichen Beginn der Vereinigung des Kontinents am 9. Mai 1950 durch die Schuman-Erklärung, zu gedenken. Dies ergibt jedoch nur Sinn, wenn man sich entschlossen der Zukunft zuwendet.

Was die Vereinigung uns lehrt, ist zunächst einmal, dass die Europäer über alle Trümpfe verfügen, um ihrer Zukunft mit Zuversicht entgegenzusehen. Mit seinen Unvollkommenheiten bleibt Europa ein weltweit einzigartiger Pol der Stabilität, des Reichtums, der Solidarität und der Gleichheit. Europa sollte nicht an der Stärke seiner Errungenschaften und des Modells, das es verkörpert, zweifeln, die seine Nachbarn, wie z. B. die Ukraine, so sehr anziehen. Man muss nur die Dringlichkeit erkennen, die Union zu vervollständigen, indem man die wirtschaftliche und finanzielle Integration und, was noch schwieriger ist, die diplomatische und militärische Einheit erreicht. Europa kann dies unter Wahrung der nationalen Identitäten erreichen.

Denn das 21. Jahrhundert bietet uns seinerseits Überraschungen und Herausforderungen. Diese sind zahlreich und immens: Pandemien, das Auftauchen neuer Konkurrenten, neue Rivalitäten und nun ein offener Konflikt, der von einer der letzten verbliebenen Diktaturen in Europa gewollt und kaltblütig entschieden wurde.

Wir sollten nicht unterschätzen, was bei den jüngsten Ereignissen auf dem Spiel steht: Die Demokratien befinden sich erneut im Kampf um die Verteidigung ihres Modells, das den Menschen in den Mittelpunkt der Gesellschaft stellt. Ihre Feinde sind zahlreich und sie zögern nicht mehr, Gewalt anzuwenden, um zu versuchen, sie zu unterwerfen. Der russische Angriffskrieg ist das verwirrendste, ekelhafteste und jüngste Beispiel dafür.

Aus diesem Grund muss der Krieg mit einer Niederlage des Aggressors enden, und ganz Europa, mit all seinen Schattierungen, trägt bereits dazu bei und wird auch in Zukunft maßgeblich daran beteiligt sein. Die Lektion wird über den europäischen oder westlichen Rahmen hinausgehen.

Angesichts der Gefahren und nach vielen Katastrophen hat Europa es verstanden, sich zu vereinen. Das ist die eigentliche Botschaft des 9. Mai, die damals nur wenige ernst genommen und viele kritisiert hatten, mit Ausnahme der Völker, die sie von Anfang an akzeptierten.

Diese Botschaft bleibt mehr denn je aktuell. Unsere Zukunft wird in der Einheit gestaltet. Sie ist europäisch. Das ist ein Grund für Optimismus.
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