Ansturm auf die Ozeane
Das Umweltbewusstsein hat dazu beigetragen, dass die meisten Menschen erkannt haben, dass unser Planet blau ist und zum größten Teil aus Salzwasser besteht. Die verschiedensten Aufrufe zum Schutz der Ozeane, die von Fachleuten, Experten, Regierungen und anderen kommen, werden immer zahlreicher.
Dieser Ansturm und diese späte Begeisterung sind zu begrüßen. Wir sollten versuchen, die Meere nicht so zu zerstören, wie wir die Erde zerstört haben.
Dennoch müssen die maritimen Problematiken in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. Der Schutz dieser riesigen Flächen bedeutet, sie zu bewachen, ihre Aneignung oder Plünderung zu verbieten, die Sicherheit von Personen und Gütern, die sie befahren, zu gewährleisten und ihre Nutzung unter Einhaltung kodifizierter Grundsätze zu regulieren. Es geht auch darum, einen der letzten Räume der Freiheit zu bewahren: die Freiheit der Schifffahrt, der Forschung und der Wissenschaft, die von der Tiefsee noch viel zu lernen hat. Es geht also darum, abweichende Praktiken im Südchinesischen Meer, in der Arktis und in vielen Küstengebieten zu bekämpfen.
Auf den Meeren spielt sich nun das große Spiel der Mächte ab, die Machtverhältnisse zwischen Nationen und Kontinenten änders sich, ein neuer Wettlauf um Ressourcen beginnt und vielleicht besteht auch die Gefahr, dass Konflikte, die man für unmöglich gehalten hat, wieder aufleben.
Das ist es, was die 2014 verabschiedete Europäische Meeresstrategie zu antizipieren versucht hat, was der von Frankreich in den nächsten Tagen in Brest organisierte Ozeangipfel behandeln wird und was der "Strategische Kompass", den die Europäische Union im März 2022 verabschieden wird, in Stein meißeln soll.
Für Europa mit seinem begrenzten Territorium ist dies eine lebenswichtige Dringlichkeit, für seine Mitgliedstaaten eine zwingende Verpflichtung zu handeln.
Denn nur mit einer starken und verbesserten Marine können wir unsere maritimen Ziele erreichen: Umweltschutz, aber auch Sicherheit, Verteidigung unserer Interessen, Förderung unserer Grundsätze und Einhaltung gemeinsamer Regeln.
Das Recht allein wird nicht ausreichen. Man wird ihm ebenso echte Entschlossenheit und Kraft zur Seite stellen müssen.
Die kleinen Fische, die wir so sehr lieben, werden sich nicht allein verteidigen!
Denn auf dem Wasser, unter dem Wasser und über dem Wasser wird nun ein wichtiger Teil der Zukunft unserer Welt entschieden.