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Europa: In Richtung Aufschwung?

Die Europäische Union hat die erste echte Krise seit ihrer Entstehung überwunden, durch die ihre gesamte Existenz und die des Euro in Frage gestellt wurde.

Zur Überwindung der Krise haben die Europäer Gegenmaßnahmen ergriffen mit einem Gesamtumfang von 3 Marshallplänen (3 000 Milliarden Dollar). Während der letzten vier Jahre wurde ein beachtlicher Schutzschirm geschaffen, bestehend aus Direkthilfen für Staaten in finanzieller Notlage (400 Milliarden Euro), aus der Erweiterung des Kreditrahmens der Europäischen Zentralbank (1 000 Milliarden Euro) und ihrem Ankauf von Staatsanleihen (200 Milliarden Euro), aus Rettungsmaßnahmen für den Finanzsektor (1 616 Milliarden Euro) und aus nationalen Programmen zur Ankurbelung der Wirtschaft.


Die wirtschaftliche Steuerung der Union wurde durch die Schaffung eines europäischen Währungsfonds tiefgreifend geändert, wie auch durch die Einrichtung eines europäischen Stabilitätsmechanismus, einer Währungsunion und einer Bankenunion, die 2013 starten wird und durch die Koordinierung der Wirtschaftspolitik. Durch das europäische Patent und die Finanztransaktionssteuer wurde die europäische Integration weiter vertieft.


Trotz aller Schwierigkeiten erhalten Griechenland, Portugal und Irland Hilfsgelder der Union und des IWF; Spanien, Italien und Slowenien haben drastischen Haushaltseinschnitten zugestimmt, sie haben ihre Arbeitsmärkte reformiert und Schritte zur Haushaltskonsolidierung in die Wege geleitet, unter Inkaufnahme des Risikos einer Rezession und steigender Arbeitslosigkeit. Die aktuellen Bewegungen in Frankreich, die noch bestätigt werden müssen, scheinen in die gleiche Richtung zu weisen; nur auf diesem Weg kann nachhaltiges Wachstum entstehen, das nicht durch das Handeln anderer erreicht werden kann. Die europäischen Staaten nehmen große Opfer auf sich, die demokratisch entschieden und von den jeweiligen Parlamenten ratifiziert wurden und zum Teil sogar in allgemeinen Wahlen zur Abstimmung gestellt worden sind.


Weltweit gibt es keine politische Einheit, die so tiefgreifend ihre Steuerungs- und Finanzregeln geändert hat. Die Anstrengungen müssen trotz aller Schwierigkeiten fortgeführt werden, denn diese Krise zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht nur von kurzer Dauer ist und auch keiner anderen Krise gleicht. Ihre Ursache liegt in beachtlichen Umwälzungen und weitere wichtige Änderungen stehen an. Der technologische Fortschritt wird sich weiter beschleunigen. Veränderungen werden allgegenwärtig sein und die Bevölkerung ermüden, die Gesellschaft ins Schleudern bringen, den Entscheidungsträgern in den Rücken fallen und die Experten destabilisieren.


Sämtliche Kontinente sind von diesen Umwälzungen betroffen. Die USA stehen vor großen Herausforderungen mit einem riesigen Schuldenberg und einem zu schwachen Wachstum, das zu lange durch Ausgaben aufgeputscht wurde. Japan muss eine lange Phase der Stagnation überwinden, China und die Schwellenländer müssen sich den Herausforderungen der gesellschaftlichen Entwicklung stellen, des gestiegenen Lebensstandards der Bürger und natürlich der Entwicklung in Richtung Rechtsstaat. Verschiedene Großmächte werden in Zukunft nebeneinander existieren, ohne eindeutige Vorherrschaft.


In diesem Kontext ist Europa, das seine wirtschaftliche Kraft neu ordnet, gut aufgestellt, um seinen Platz auf dem internationalen Parkett einzunehmen, wo es erwartet wird. Europa wird sich verstärkt in entfernten Regionen engagieren müssen, um seine Interessen zu verteidigen und zu verbreiten. Europa ist stets vom Weltgeschehen beeinflusst, es muss jedoch stärker als bisher seine Stimme zur Geltung bringen. Dies ist jedoch eine andere Geschichte, an die demnächst der Nahe Osten, Iran oder Afrika erinnern werden.


Nach all den Reformen, die während der letzten vier Jahre durchgeführt wurden, scheint Europa alles in allem gut aufgestellt. Unter der Bedingung, dass die Reformen weiter geführt werden und sie auch international den Widerhall finden, den sie verdienen, können sie die Basis sein für einen echten europäischen Aufschwung. 

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