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Draghi zuhören

Der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank wird in wenigen Stunden den Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit veröffentlichen, den die Präsidentin der Europäischen Kommission bei ihm in Auftrag gegeben hat.

Mehr als 400 Seiten werden, endlich, ein konstruiertes Denken über die europäische Wirtschaft und Vorschläge zusammenfassen, die „der reine Wahnsinn“ sein werden, denn während man auf seine genauen Vorschläge wartet, kennt man bereits den Kern seines Denkens.

Der Retter des Euro hat besser als jeder andere den wirtschaftlichen Rückstand Europas gegenüber den USA und China erkannt.

Er ist ein Wirtschaftswissenschaftler, dessen Analysen an Qualität und Relevanz die Pawlowschen Reden übertreffen, die man allzu oft in europäischen Kreisen hört.

Seine Vorschläge werden sicherlich Reaktionen hervorrufen. Draghi wird eine stärkere Bündelung der europäischen Kräfte in den Bereichen Investitionen, Einsparungen, Industriepolitik oder Verteidigung vorschlagen, was viele als Forderung nach einer schnelleren Föderalisierung der Union auffassen werden. Mario Draghi findet sich nicht mit der Feststellung ab, dass ein zersplittertes Europa im internationalen Wettbewerb immer weiter in Rückstand gerät, obwohl es über Kräfte und Stärken verfügt, die denen dieser großen Konkurrenten gleichwertig sind.

Die Kritik, die er an der aktuellen Politik übt, sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, auch wenn sie manchmal nur zwischen den Zeilen steht.

Die fiskal- und geldpolitische „Strenge“ ist auch für den Rückstand Europas verantwortlich. Auch wenn er kein Freund von Schulden ist, wird Mario Draghi auf den gigantischen Finanzierungsbedarf hinweisen, den der ökologische und digitale Wandel erfordert und der nur durch eine gemeinsame Verschuldung bewältigt werden kann, und dafür schreckt er auch vor einer neuen Anleihe nicht zurück.

Werden die Staaten, insbesondere die genügsamsten, die Niederlande oder Deutschland, endlich bereit sein, das Ausmaß der modernen Wirtschaft zu erkennen und auf den Wachstumspfad zurückzukehren?


Diät und Schulden


Auch wenn es offensichtlich notwendig ist, die Ausgaben einiger in Europa auf Diät zu setzen, sind neue Schulden unerlässlich, um die Investitionen wieder anzukurbeln - eine Voraussetzung für die Rückkehr zum Wachstum -, damit die europäische Industrie gegenüber den USA und China im Rennen bleibt, damit der Binnenmarkt stärker vom Binnenkonsum profitiert und so die Kaufkraft der Haushalte stützt, deren Stagnation die Extreme nährt.

So muss eine Debatte darüber beginnen, wer auf Diät gesetzt werden soll und welche Schulden akzeptiert werden sollen.

Mario Draghi ist vielen europäischen Wirtschaftsführern voraus, die noch immer von archaischen Konzepten geprägt sind, unter denen zum Beispiel die deutsche Wirtschaft besonders leidet.

Man wird seinen Bericht daher in all seinen Facetten lesen müssen. Er ruft zu einer Revolution auf, die weitaus wichtiger ist als alle Vertragsänderungen, nämlich zu einer Revolution in den Köpfen und in der öffentlichen Politik.

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