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Europa: Der enorme Erfolg von 50 Jahren Erweiterung

Ein befreiter Kontinent

1973 fand die erste Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft statt. Dabei wurden Dänemark, Irland und Großbritannien aufgenommen. Seitdem gab es sechs weitere Erweiterungsrunden der Union, durch die sich ihre Bevölkerung verdreifacht hat. Überall wurden diese Beitritte durch Volksabstimmungen ratifiziert und stellen einen immensen geopolitischen Erfolg dar, der im Westen allzu oft unterschätzt oder verunglimpft wird.

Denn welche Politik, welcher Anführer, welches Land hätte allein das erreichen können, was in diesen Staaten geschaffen wurde?

Weder Marshallplan, Atlantik-Charta, Charta von Helsinki, OSZE noch irgendein anderes Bündnis hätten die außergewöhnliche friedliche Transformation herbeiführen können. Nur den Nationen, die das freie Europa wieder eingliederte, gelang dies. Die wiedergewonnenen Freiheiten, die garantierte Souveränität und die gesicherte Stabilität waren Garantien für Wachstum und Wohlstand. Die Länder wollten nichts anderes als ihre nationale und europäische Identität frei zu leben und sich vom Totalitarismus befreien. 

Was Europa geschafft hat, ist in der Geschichte der Menschheit beispiellos und es gibt keinen Grund, unsere Freude zu schmälern. Es ist als historischer Erfolg zu begrüßen.

Sicherlich ist nicht alles perfekt, und wie in allen Demokratien werden unsere Regierungen von Unzufriedenheit, Ungeduld oder Wut bearbeitet. Die Ursache und der Vorwand dafür sind dasselbe Übel: ein wiederkehrender Restnationalismus, der für die Schwachen leicht zugänglich gemacht wird und ein Werkzeug von Diktatoren ist. Er existiert noch in Europa, wo nicht alle verstanden haben, dass Patriotismus (Liebe zum Vaterland) nichts mit Nationalismus (Hass auf das Vaterland der anderen - Romain Gary) zu tun hat. Er dient oft als Vehikel für Beanstandungen, die sich in erster Linie gegen die nationalen Regierungen richten.

Die wiedergewonnene Souveränität berauscht einige kleingeistige, auf ihre geringen Befugnisse verengte Anführer und nährt ihre interne Demagogie. Ja, manch einer muss noch überzeugt werden, dass Rechtsstaatlichkeit, die Unabhängigkeit der Justiz und Nichtdiskriminierung universelle Werte sind, die zu Europa gehören. Verzweifeln wir nicht: Der Druck der Völker und Partner sowie die Zeit werden auch in Ungarn, der Slowakei und auf dem Balkan ihr Werk tun, und der Vergleich von Beispielen an ihren Grenzen dürfte es nicht schwer haben, sie zu überzeugen.

Während Europa sich auf kontinentale Wahlen vorbereitet und die Ukraine und Moldawien an die Tür klopfen, sollten wir nie vergessen, was die europäische Integration mehr als 400 Millionen Bürgern gebracht hat und was die Georgier heute mit Nachdruck fordern: Frieden, Stabilität, Wohlstand, aber vor allem Freiheit!
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